Archiv für den Monat: Oktober 2014

Lernende Systeme – auch Thema im Trendbuch 2014

Im Trendbuch 2014 von Sonja Radatz schreibt u.a. Bernhard Pörksen als Gastautor zum Thema Bildung. Hier eine kurze Zusammenfassung:

1407017_Radatz_Physik meets Economy

Zitat: >> Wir leben immer noch das Lehr-Paradigma anstatt das Lern-Paradigma.
Wir glauben immer noch, Wissen ließe sich „einflößen“
(und handeln sogar noch danach!).
Und wir verstehen Lernen immer noch als ein Denkergebnis
(das kontextunabhängig ist)
und nicht als ein Denkereignis…
Und die Folgen erleiden wir. Täglich.

Problematik #1: Wir leben immer noch das Lehr-Paradigma
Die erste und vielleicht wichtigste Umorientierung besteht darin,
dass das Lehr-Paradigma durch das Lern-Paradigma ersetzt wird.
Das Lehr-Paradigma sieht vor, dass ein Wissender –
der Dozent, der Professor – das unwissende Publikum allmählich
in eine wissende Gemeinschaft verwandelt.
Er weiß, welchen Stoff er vermitteln will,
er kennt den optimalen Weg zu seiner Präsentation,
er zergliedert die Wissensbestände in verdauliche Portionen,
hebt allmählich das Niveau und schraubt sich
von einfachen Überlegungen zu komplizierten Gedankengängen empor.
Der Lernende hat in diesem öden Spiel die Rolle des passiven Rezipienten;
er hört zu, er macht sich Notizen und versucht nachzuvollziehen,
was der Lehrende sagt und meint.
Schließlich wird das Gewusste wiederholt, es folgt der unvermeidliche Test,
die Prüfung, dann die Note.

Problematik # 2: Der Glaube, Wissen ließe sich „einflößen“
Die verborgene Epistemologie eines solchen Vorgehens besteht darin,
dass man glaubt, es gebe allgemeine Prinzipien optimaler Stoffvermittlung;
man meint, Wissen ließe sich – vergleichbar mit einer Substanz wie Kaffee oder Zucker –
dem Unwissenden einflößen, um ihn auf diese Weise aus seinem rohen,
noch ungebildeten Zustand zu erlösen; Aufgabe des Lernenden sei es,
dieses von Personen und Handlungen abgetrennte Wissen in seinem Gedächtnis zu speichern.

Problematik # 3: Wissen wird als Denkergebnis verstanden
Wissen ist hier, so zeigt sich unmittelbar,
ein übertragbares, verdinglichtes Denkergebnis
und nicht ein Denkereignis,es ist nicht gebunden an Menschen,
nicht gekoppelt an einen Beobachter,
nicht bezogen auf eine besondere Situation oder Atmosphäre,
die dieses Wissen überhaupt erst lebendig und damit brauchbar werden lässt. <<

DasBuch gibt es hier:
http://tiny.cc/a346ix

Mein Beitrag im Buch hat den Titel:
„Physik meets Economy: Menschsein in Organisation – Die Kultur des Dazwischens“

Sensationeller Fund im Voralpenland …

141009_Sensation_Quartett_bea9. Okt. 2014,  Grenzregion Württemberg-Bayern: Die sonnige Föhnwetterlage nutzen hier offenbar einige Schulklassen für Wandertage, denn der Regionalzug, in dem ich hier sitze, wird überschwemmt von Schülern. Nachdem ich in meiner Viersitz-Anordnung zuerst von zwei Teenagerinnen und einem Lehrer umgeben war, wechselt die Besetzung in Aichstetten und ich sitze im Kreis von drei älteren Grundschuljungs. Plötzlich fragt einer von ihnen einen anderen: „Hast Du Spiele dabei?“ und ich denke, jetzt ziehen sie gleich ihre Mobilteile raus (wie einige andere), verfallen in die bekannte Screen-„Starre“ und die routinierte Daumen-Zeigefinger-„Bewegtheit“. Doch zu meiner Überraschung angelt der Junge neben mir einen Stapel Quartett-Spiele aus seinem Rucksack, durch Gummi sorgfältig zusammengehalten. Sie diskutieren kurz welches der Spiele (Autos, Panzer, Schiffe, Flugzeuge) sie spielen, legen dann mit Begeisterung los – und die Jungs spielen dann wirklich (im Sinne von maximal wirksam) mit-ein-ander …

Fundgegenstand: Wirk(sam)liches Leben (Kategorie Werte&Bildung)
Fundort: Kreis Leutkirch bzw. Kreis Memmingen, Regionalbahn
Fundzeit: 9. Okt. 2014, 8:58h