Archiv der Kategorie: Aktuelles

Werte – es geht immer um Akzeptanz …

„Es gibt keinen Schlussstrich in der Geschichte …“ Anja Reschke
denn sie ist der Boden, für das, was wächst.
Verdrängen hilft da nur vorübergehend.
Im Gegenteil: Verdrängung kann viral wirken, d.h. zunächst unsichtbar und dann jenseits einer Schwelle, überraschend, eine starke Symptomatik entwickeln …

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Unsere Werte? Ein weites Feld …
Es geht immer um die Akzeptanz dessen,
was war,
um die Akzeptanz dessen was ist,
um die Akzpetanz von Unterschieden ebenso
wie um die Akzeptanz von Randbedingungen.

Werte sind nicht einfach „gut“.
Werte gründen in der Vergangenheit.
Werte haben einen zeitlichen und räumlichen (situativen) Bezug.
Werte wirken, weil sie einfach da  sind – ob wir sie „sehen“ oder nicht nicht.
Werte wirken nach vorne, in die Zukunft.
Werte sind gegenwärtig, also präsent, damit etwas Künftiges wahr werden kann.

Und das alles hat viel mit Selbst-Wert und Identität zu tun.
(redaktion-riehle.de, selbst-kontakt.de)
Auch mit Präsenz.
Let’s presencing values (#ULab, #Value, #Werte)

Hier geht es zu dem ganzen werte(e)vollen Kommentar von Frau Reschke: ARD

Bildung – zwischen Menschen und Maschinen …

Wenn Menschen Maschinen trainieren, in dem sie etwa Robotern etwas beibringen, dann ist das im Grunde eine nützliche und so gesehen sinnvolle Angelegenheit. Wenn allerdings Maschinen beginnen Menschen zu trainieren, dann wird es nach und nach gefährlich. Und weil Bildung in den letzten 20 Jahren maschinenhafte Züge bekommen hat – Prozesse in Bildungseinrichtungen wurden operationalisiert und funktionlisiert ohne den „Gewinn“ für Bildung(sprozesse) zu  nutzen – deshalb befinden wir uns bereits mitten in der Gefahrenzone.

Dass wir als Gesellschaft, als Familie, als Einzelpersonen (gerade männliche)  Jugendliche nicht mehr so erreichen wie früher, sehe ich als eine Folge, als Kon-Sequenz davon. Und eine Folge dieser Folge könnte dann auch die Anfälligkeit für Ideologien, für die Schwarz-Weiß-Sicht, für die digital-radikalen Haltungen sein, weil die analogen Graustufen des sozialen Zwischenraums mit seinen diversen Sprachebenen (Wort, Mimik, Verhalten) nicht eingeübt wurden …

 

Der Traum „vom autonomen Auto“ …

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Autohersteller auf der US-Messe CES (2015)

Der Traum vom Fahren ist offenbar, nicht mehr fahren zu müssen, zumindest wenn fahren „Führen“ bzw. „Steuern“ bedeutet. So wird es zumindest auf der diesjährigen Messe in Las Vegas eindrucksvoll (weil emotional) kommuniziert (tagesschau vom 6.1.2015).

Wenn das Automobil letzten Endes auto-mobil wird, dann hat der Fahrzeugführer an Einfluss verloren, denn die Entscheidung für oder gegen eine Aktion wird ihm abgenommen. Was vor Jahren mit den „intelligenten Kopierern“ in unseren Büros angefangen hat, wird in den kommenden Jahren bis Jahrzehnten in einer Autonomisierung der Maschinen gipfeln.

Das kann Mann oder Frau auf der einen Seite als Erleichterung empfinden, auf der anderen Seite müssen wir uns darüber im Klaren sein, dass damit dem Menschen ein weiteres Trainingsfeld für Entscheiden und Handeln weggenommen wird. Und wie wollen wir Handeln können, wenn wir nie geübt haben mit Unsicherheit umzugehen, von der Verantwortung des eigenen Handelns ganz zu schweigen. Die Nachwachsenden haben m.E. auch zunehmend weniger „Landkarten“ im Kopf, denn die Orientierung übernimmt „das Navi“. Dem überlassen wir die Entscheidung, wie wir fahren (ich ver- oder überlasse mich beispielsweise deutlich weniger dem Navi als meine Söhne …) – manchmal ist es besser, manchmal nicht.

Wenn wir es als Luxus betrachten, nicht mehr enstscheiden zu müssen, dann ist ein „Auto-Auto“ in der Tat ein Luxusgut. Wenn wir hingegen Entscheidungsfähigkeit als ein Lebensmerkmal ansehen, dann schimmert durch solche Luxusgüter ein Etwas, dem zu erliegen zur Folge haben könnte, das Menschliche langfristig zu erlegen (in Organisationen ist das m.E. auch zu beobachten …). Wo wollen wir Entscheidungskompetenz langfristig verorten: in uns oder außerhalb von uns, in einem System oder außerhalb des jeweiligen Systems – das scheint mir im Kontext von Führung eine spannende Frage zu sein.

Und letztlich: Das alles hat ganz viel mit Bildung zu tun, jedoch weniger mit dem, was landläufig mit „Wissen“ bezeichnet wird. Denn es geht ganz eigentlich darum, eine Kompetenz für die Handhabung von Unsicherheit zu entwickeln, erst daraus entwickelt sich „Sicherheit“ für lebende Systeme. Deshalb kann man „Un-Sicherheit“ auch als einen (positiven) Wert ansehen; und verschwinden wird sie allemal nicht, denn sie wesentlicher Bestandteil des Lebendigen …

Zurück zum Ausgangspunkt: Das Auto-Auto (sozusagen ein Automobil 2. Ordnung) wird mit Sicherheit kommen und ich kann dem auch einiges abgewinnen (d.h. Interessantes visionieren), allerdings weniger gut, wenn ich als (schleichende) Gegenleistung auf meine Autonomie verzichten soll. Also gilt es zu danach zu fahnden, wo die autonomen Felder für das Menschsein im 21. Jahrhundert liegen könnten – das hätte etwas von neuem Freiraum. Das hat etwas von: eine andere liberale Idee braucht es. Gesucht wird demnach ein Gegen-Wert zur allgemeinen Auto-Auto-Tendenz in einer zunehmend durchoperationalisierten Postmoderne, das wäre eine Art neue liberale Qualität, die mehr Sinn macht – aber das ist ja auch nicht neu …

P.S.: Dass in den 90er-Jahren dazu übergangen wurde, die Autobahnausfahrten mit Nummern zu versehen, ist ein weiteres kleines, aus meiner Sicht jedoch konkretes Beispiel, wie wir die Ausbildung von mentalen Landkarten („mind maps“) eher unterdrücken als förderrn. Denn so praktisch eine Zahl gerade wegen ihrer Abstraktheit ist (sie sind absolut wert-voll in der Relation), so tragisch ist, dass durch ihre Verwendung bei der Bezeichnung von Ausfahrten in realen Landschaften, die neuronale Vernetzung mit der lokalen Region mit Namen, Bild, Emotion usw. entkoppelt wird. Auf Dauer hat das eine entfremdende Wirkung – die sich auch in der Alltagssprache abbildet: „Da musst die Ausfahrt 37 nehmen …“

Weihnachten – Stilleben und Still-Leben

1411xx_Stillleben Bei H&H_Werte_XSStil(l)Leben – diese zeitlose Zeitzeichen sind wieder im Kommen, denn zu unstet ist das Umständige.

Diese Welt um uns, die besser die Umstürmende heißen sollte. Wie können wir da bleiben, wo wir sind?

Außerhalb unserer Mitte sind wir in der Regel ja sowieso, gerade wenn wir uns gut zu „regeln“ verstehen.

Wie sollen wir uns hiernach wohin bewegen?

Damit unsere Mitte sich weiterbewegt, besser noch weiter entwickelt?

Ein Stilleben vermag uns zu navigieren, wenn der Bedarf für ein stiller Leben auftaucht: nämlich im verrauschten Alltag der „Ziele“ und des Sollen-Könnens Inseln der Ruhe zu finden.

Stil(l)Leben gilt es aufzusuchen. Auf!-zu!-suchen!

Da sehe ich auch einen wunder-baren Zusammenhang: Werte und Weihnachten …

Lernende Systeme – auch Thema im Trendbuch 2014

Im Trendbuch 2014 von Sonja Radatz schreibt u.a. Bernhard Pörksen als Gastautor zum Thema Bildung. Hier eine kurze Zusammenfassung:

1407017_Radatz_Physik meets Economy

Zitat: >> Wir leben immer noch das Lehr-Paradigma anstatt das Lern-Paradigma.
Wir glauben immer noch, Wissen ließe sich „einflößen“
(und handeln sogar noch danach!).
Und wir verstehen Lernen immer noch als ein Denkergebnis
(das kontextunabhängig ist)
und nicht als ein Denkereignis…
Und die Folgen erleiden wir. Täglich.

Problematik #1: Wir leben immer noch das Lehr-Paradigma
Die erste und vielleicht wichtigste Umorientierung besteht darin,
dass das Lehr-Paradigma durch das Lern-Paradigma ersetzt wird.
Das Lehr-Paradigma sieht vor, dass ein Wissender –
der Dozent, der Professor – das unwissende Publikum allmählich
in eine wissende Gemeinschaft verwandelt.
Er weiß, welchen Stoff er vermitteln will,
er kennt den optimalen Weg zu seiner Präsentation,
er zergliedert die Wissensbestände in verdauliche Portionen,
hebt allmählich das Niveau und schraubt sich
von einfachen Überlegungen zu komplizierten Gedankengängen empor.
Der Lernende hat in diesem öden Spiel die Rolle des passiven Rezipienten;
er hört zu, er macht sich Notizen und versucht nachzuvollziehen,
was der Lehrende sagt und meint.
Schließlich wird das Gewusste wiederholt, es folgt der unvermeidliche Test,
die Prüfung, dann die Note.

Problematik # 2: Der Glaube, Wissen ließe sich „einflößen“
Die verborgene Epistemologie eines solchen Vorgehens besteht darin,
dass man glaubt, es gebe allgemeine Prinzipien optimaler Stoffvermittlung;
man meint, Wissen ließe sich – vergleichbar mit einer Substanz wie Kaffee oder Zucker –
dem Unwissenden einflößen, um ihn auf diese Weise aus seinem rohen,
noch ungebildeten Zustand zu erlösen; Aufgabe des Lernenden sei es,
dieses von Personen und Handlungen abgetrennte Wissen in seinem Gedächtnis zu speichern.

Problematik # 3: Wissen wird als Denkergebnis verstanden
Wissen ist hier, so zeigt sich unmittelbar,
ein übertragbares, verdinglichtes Denkergebnis
und nicht ein Denkereignis,es ist nicht gebunden an Menschen,
nicht gekoppelt an einen Beobachter,
nicht bezogen auf eine besondere Situation oder Atmosphäre,
die dieses Wissen überhaupt erst lebendig und damit brauchbar werden lässt. <<

DasBuch gibt es hier:
http://tiny.cc/a346ix

Mein Beitrag im Buch hat den Titel:
„Physik meets Economy: Menschsein in Organisation – Die Kultur des Dazwischens“

Sensationeller Fund im Voralpenland …

141009_Sensation_Quartett_bea9. Okt. 2014,  Grenzregion Württemberg-Bayern: Die sonnige Föhnwetterlage nutzen hier offenbar einige Schulklassen für Wandertage, denn der Regionalzug, in dem ich hier sitze, wird überschwemmt von Schülern. Nachdem ich in meiner Viersitz-Anordnung zuerst von zwei Teenagerinnen und einem Lehrer umgeben war, wechselt die Besetzung in Aichstetten und ich sitze im Kreis von drei älteren Grundschuljungs. Plötzlich fragt einer von ihnen einen anderen: „Hast Du Spiele dabei?“ und ich denke, jetzt ziehen sie gleich ihre Mobilteile raus (wie einige andere), verfallen in die bekannte Screen-„Starre“ und die routinierte Daumen-Zeigefinger-„Bewegtheit“. Doch zu meiner Überraschung angelt der Junge neben mir einen Stapel Quartett-Spiele aus seinem Rucksack, durch Gummi sorgfältig zusammengehalten. Sie diskutieren kurz welches der Spiele (Autos, Panzer, Schiffe, Flugzeuge) sie spielen, legen dann mit Begeisterung los – und die Jungs spielen dann wirklich (im Sinne von maximal wirksam) mit-ein-ander …

Fundgegenstand: Wirk(sam)liches Leben (Kategorie Werte&Bildung)
Fundort: Kreis Leutkirch bzw. Kreis Memmingen, Regionalbahn
Fundzeit: 9. Okt. 2014, 8:58h

 

Fußball und Management: Ziele vs. Visionen

Am Dienstag saß ich mit einem Manager eines sehr bekannten Unternehmens beim Mittagessen und wir kamen (nicht wirklich überraschend) auf das Thema Organisationsentwicklung und Veränderung zu sprechen. Praktisch zeitgleich mit dem Eintreffen der deutschen Fußballnationalmannschaft, des neuen Weltmeisters, in Berlin. Da ich selber seit 50 Jahren Fußball spiele, habe ich diese Metapher für gelingende Organisation immer sehr authentisch im Köcher.
140717_DFB WM2014_news-de_joker-goetze-schiesst-deutschland-zum-vierten-wm-titel-1405326966 Und als wir über Ziele sprachen, habe ich in einem Nebensatz die Unterscheidung zu Visionen hinterfragt, und es stellte sich heraus, dass mein Gegenüber – obwohl er auch schon viele Berater und Strategieentwickler im Unternehmen erlebt hatte – diesen Unterschied nicht klar angeben konnte. Dann habe ich einfach das Projekt „WM 2014“ genommen und gesagt, dass Joachim Löw ganz bestimmt nicht den Gewinn des WM-Titels als „Ziel“ erklärt hat, sondern dass das eine „Vision“ ist. Seinen staunenden Blick konnte ich auflösen, als ich erklärte, dass weder Löw noch die Mannschaft den Titelgewinn vor einer Endspielbeteiligung wirklich erreichen können.

Denn gute Ziele sind erreichbar (vielleicht kennen Sie S.M.A.R.T. – Ziele, das R steht für realistisch). Und genau das wurde der WM-Titel erst, als das deutsche Team das Halbfinale gewonnen hatte. Aus diesem Grund betonen geschickte Trainer immer so sehr, wie wichtig es ist, das nächste Spiel im Kopf zu haben, nie das übernächste oder noch weiter voraus (wer zu weit vor-aus denkt, steht vor dem aus – sagt mein Sprach- u. Bedeutungsspieler …).

Damit bleibt der Gesamtprozess auf einem realistischen Pfad. Dazu gehört übrigens auch, dass historische Siege wie das 7:1 gegen Brasilien nicht überemotionalisiert werden, denn es ist und bleibt eben bloß ein Schritt im Gesamtprozess. Das haben alle Spieler verstanden, verinnerlicht und auch gelebt (siehe die Interviews danach) – und es ist das Verdienst von Löw und seines Managementteams, diese Werte und die Unterschiede von Ziel und Vision für sich so klar, und als Folge davon, in der Mannschaft nachhaltig installiert und konfiguriert zu haben – innerlich wie äußerlich.

„Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen“ – an dieser Stelle widerspreche Helmut Schmidt ausnahmsweise sehr deutlich; und ich möchte seine Aussage sogar umkehren: Wer keine Visionen hat, der sollte einen Arzt oder Therapeuten oder einen (systemischen) Berater aufsuchen …

In jedwedem Sinne: Viel Erfolg!
Claus Riehle

P.S.: Über die besondere soziale Kompetenz, die ich seit Jahren bei Joachim Löw zu beobachten glaube, habe ich mich schon zur letzten Europameisterschaft in der Zeitschrift Lernende Organisation geäußert. Den Artikel (2012, LO68) schicke ich Ihnen gerne bei Interesse …

Schlagworte: #Fußball, #Management, #Ziele, #Visionen, #Löw, #WM2014, #INTERdisziplin

Bildquelle: www.news.de, Antonio Lacerda/dpa

Interdiscipline and soccer – the potential for growth …

140711_DFB-WM-KaderINTERdiszipline – it’s potential for holistic growth is visualized and demonstrated by the soccer game – especially the German team when winning the World Championship 2014 in Brasil.

The WM2014 showed – once again – that team success is not only based on diversity and individual excellence but also on an excellent integration and continous interaction of diverse and focused individuals.

Joachim Löw and his German soccer team is as an example, a Best Practice case for organizational development – my deep congratulations!

The DFB togehter with Jürgen Klinsmann and Joachim Löw and their management team demonstrated what sustainability does really mean:
– 4x semi-final
– 2x final
– 1x World Champion
– since 2002!
Sustainability is more than looking for quick wins – and selling those.

Balancing excellent individuals, their excellent interactions by a vision and a concrete focus can create sustainable success of social systems such as teams, companies and other living systems.

Interdiscipline – the art of systemic.

(#team, #livingsystem, #organization, #management, #excellence, #sustainability, #soccer, #Löw, #bestpractice, #interdiscipline)

Bildquelle: www.dfb.de