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Die Möwe und der Zwischenraum …

Möwen sind Flugkünstler und gar nicht einfach zu fassen. Wie Gedanken können sie hoch fliegen, wendig sein und dem Beobachter entwischen. Diese hier ist bodenständig, also nicht abgehoben und sie beobachtete mich, wie ich sie beobachtete. Der wachsame wippende Möwenkopf bewegte sich vor uns auf und ab, den Kai entlang, gegen dessen Vertikale die Wellen schlugen und auf dessen Horizont sich das Himmelsblau im Spritzwasser spiegelte. Ihr tickender Gang und die warme Sonne machte uns müde, weshalb wir entspannt mit dem Rücken an der Mauer lehnten. Nur meine Kamera und ich blickten ihr langsam folgend hin und her. Immer wieder waren wir im Fokus der Möwe – und umgekehrt. Bis ich schließlich den Zwischenraum wahrnahm, der die Möwe an mich band. Dort lag ihr Ziel, ihr „Augen-Merk“; ich lag lediglich hin und wieder in der Verlängerung. Es war eine Sardine, die das Meer über die Kante geworfen hatte und deren kleines Leben bereits unter der Sonne verdunstet war. In diesem Raum zwischen uns, also im Jenseits der jeweils eigenen Grenzen, lag für uns beide das Futter für Neues, welches das Erfliegen von Horizonten möglich machte …